Klimaneutralität in der Galvanotechnik

Verena Lampret im Seminar »Wege zur Klimaneutralität in der Galvanotechnik« am 13. Juni 2023

Verena Lampret vom Fraunhofer IPA im Seminar »Wege zur Klimaneutralität in der Galvanotechnik«. (Quelle: Fraunhofer IPA)

Klimaneutralität in der Galvanotechnik

Die Galvanikindustrie leidet unter den hohen Energiepreisen. Dabei hat die Branche viele Maßnahmen zum Energiesparen bisher entweder gar nicht oder nur in Ansätzen umgesetzt. Dafür fehlt vielerorts das nötige Wissen.

Veröffentlicht am 07.12.2023

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Insbesondere in energieintensiven Branchen wie der Galvanik ist es entscheidend, Maßnahmen zur Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien zu ergreifen. Die Branche leidet unter den anhaltend hohen Energiepreisen und muss ihre Anstrengungen auf dem Weg zur Klimaneutralität deutlich intensivieren. Allerdings bleiben die Reduktionsmöglichkeiten in deutschen Galvanikbetrieben häufig immer noch ungenutzt oder könnten in deutlich höherem Umfang ausgeschöpft werden – Einsparungen von zehn bis 20 Prozent sind schnell möglich. Oft fehlt es jedoch an der Kapazität, um entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Oder es mangelt am Wissen darüber, welche Maßnahmen welchen Effekt haben. Zudem werden Energieverbräuche oft nicht auf Prozessebene erfasst, sodass Effizienzmaßnahmen nicht zielgerichtet abgeleitet werden können.

Die Branche benötigt praxisorientierte Ansätze, Best Practice aus der Industrie sowie Fördermöglichkeiten, um kleinen Betrieben mit begrenztem Personal konkrete Handlungsanweisungen zu geben. Expertinnen und Experten aus diesen drei Bereichen kamen am 13. Juni 2023 am Fraunhofer IPA zum Seminar »Wege zur Klimaneutralität in der Galvanotechnik« zusammen, um ihre Erfahrungen weiterzugeben. Die Teilnehmenden, 36 Fach- und Führungskräfte aus Lohnbeschichtungen und Inhouse-Galvaniken, zeigten vor allem Interesse an Effizienztechnologien, erneuerbaren Energien und Digitalisierungsmaßnahmen.

Die drei wichtigsten Schritte

Diese drei Themenfelder sind laut den Referenten auch die wichtigsten Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die Einführung eines intelligenten Energiemanagementsystems bildet die Voraussetzung, um den Energieverbrauch genau zu ermitteln, Einsparpotenziale zu identifizieren, die Energieeffizienz zu steigern und die Kosten zu senken, wie Vertreter der Firma B+T im Seminar gezeigt haben. So konnte Moosbach & Kanne, ein Lohnbeschichter aus Solingen, seinen CO2-Ausstoß durch die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen wie beispielsweise einer Abluftwärmerückgewinnung, der Installation einer Photovoltaikanlage sowie eines Blockheizkraftwerks um 45 Prozent senken. Und die Firma Rieger Metallveredlung, ein Lohnbeschichter aus Steinheim am Albuch bei Heidenheim, hat mit Photovoltaik und dem Einsatz von effizienten Komponenten und Anlagen bereits den Weg zu einem klimapositiven Unternehmen beschritten. Auf das hohe Einsparpotenzial bei Abluft und Druckluft wiesen Vertreter der Firmen Airtec Mueku und WRS Energie auf dem Seminar hin, laut denen sich Effizienzmaßnahmen bereits nach kurzer Zeit amortisieren können.

Die Integration dieser Energiesysteme erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Anpassung der Infrastruktur, um die Anforderungen des Galvanikprozesses zu erfüllen. Um den ersten Schritt in Richtung Klimaneutralität zu gehen, empfiehlt sich ein Orientierungsworkshop, bei dem ein Team vom Fraunhofer IPA gemeinsam mit dem Unternehmen die passenden Maßnahmen identifiziert, priorisiert und die Weichen für eine Roadmap zur Klimaneutralität stellt. Hierzu steht Interessierten die Abteilung Galvanotechnik am Fraunhofer IPA als Ansprechpartner zur Verfügung.

Ihr Ansprechpartner

Dr.-Ing. Stefan Kölle

Mitarbeiter der Gruppe Galvanische Prozesse und Werkstoffe
Telefon: +49 711 970-1786