Der mobile Roboter »GenesysLine« kommissioniert direkt von Palette auf Palette. (Quelle: Premium Robotics)
Fünf Erfolgsfaktoren von Robotik-Start-ups am Fraunhofer IPA - Premium Robotics
In der Robotikforschung passiert in Deutschland unglaublich viel. Aber der Weg vom Labor ins Unternehmen ist bei zu vielen Demonstratoren noch steinig. Das Fraunhofer IPA fördert deshalb den Technologietransfer und betreibt einen Start-up Inkubator. interaktiv präsentiert drei Ausgründungen und ein Gründungsprojekt. Heute: Premium Robotics.
Premium Robotics ist das älteste, hier vorgestellte Spin-off und mit seiner Gründung 2017 auch kein Start-up im engeren Sinne mehr. Dennoch sind die Bande zum Fraunhofer IPA noch eng und gewinnbringend. Das Unternehmen entwickelt stationäre, hauptsächlich aber mobile Pickroboter für Warenlager zum De- und Umpalettieren und Kommissionieren von Gebinden. Der Roboter kann dies direkt von Palette auf Palette. Die Kernkomponente dieses Robotersystems ist der Aufwälzgreifer: Damit fährt der Roboterarm unter das Gebinde und zieht es rollend auf seine Greiferfläche. Inzwischen hat das Unternehmen erste Anlagen verkauft. Während der erste Kunde Lidl einen stationären Roboter kaufte, wird nun an mobilen Robotern weiterentwickelt und erste Stückzahlen wurden hiervon auch bereits verkauft. Das Marktinteresse am Produkt ist groß.
Glaubwürdige Unterstützer und schneller Markteintritt
Für Mitgründer Hendrik Mütherich war ein eigenes Start-up keine ausgemachte Sache. »Aber Gespräche mit potenziellen Kunden und Logistikexperten haben ein großes Marktpotenzial erkennen lassen und uns positiv gestimmt«, erinnert er sich zurück. Und das Wichtigste: »Mit unserer Greiftechnik hatten wir ein technologisches Alleinstellungsmerkmal.« Die Verfügbarkeit von Geld war für ihn die größte Herausforderung beim Gründen, teilweise auch in Kombination mit der wirtschaftlich schwierigen Zeit der Covid-19-Pandemie. Sehr hilfreich beim Markteintritt war zum einen die Unterstützung eines externen, angesehenen Logistikexperten, der die Technik sinnvoll und interessant fand und sich für diese einsetzte. Zum anderen wurden Fachleute Teil der Geschäftsführung, die bereits ein Unternehmen gegründet und am Markt etabliert hatten. Von dieser Erfahrung konnte Premium Robotics sehr profitieren.
Mütherichs Rat an Gründungsteams dreht sich um die Finanzierung, um die sie sich frühzeitig kümmern sollten. Zudem sollten sie schnell das Marktinteresse testen, idealerweise mithilfe eines »Minimum Viable Product«, also eines prototypischen ersten Produkts, um abzusichern, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht. Als größte Umstellung von der Arbeit als Forscher am Fraunhofer IPA hin zum Unternehmer benennt er die Umsetzung einer schlüsselfertigen Anlage beim Kunden. Gerade »auf den letzten Metern« tauchen erfahrungsgemäß viele kleinere und größere Alltagsprobleme auf, die ein Demonstrator im Labor nicht meistern muss, beispielsweise die Bodenbeschaffenheit, elektrische Anschlüsse oder auch die richtige Anbindung an die Kunden-IT.
Serie über Robotik-Spin-offs des Fraunhofer IPA
Eine Serie von Beiträgen beschäftigt sich in interaktiv mit einem Gründungsprojekt und drei Start-ups, die aus dem Forschungsbereich Automatisierung und Robotik am Fraunhofer IPA hervorgegangen sind. Erschienen ist in dieser Serie bereits:
Ihr Ansprechpartner
Hendrik Mütherich
Maschinenbauingenieur bei Premium Robotics
Telefon: +49 711 945426902