Eine IT-Plattform zeigt das unternehmerische Handeln in Bezug auf Klimawirksamkeit. (Quelle: Intense AG)
Klimaschutz: transparent, prognostizier- und simulierbar, kontinuierlich und in Echtzeit
Je nach Branche und Geschäftsmodell betragen Emissionen aus vor- und nachgelagerter Wertschöpfungskette oft mehr als 70 Prozent der Gesamtemissionen. Im Forschungsprojekt »Climate Solution for Industries« (CS4I) schafft das Fraunhofer IPA gemeinsam mit der Industrie Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette.
Die Bundesregierung erhöht die Klimaziele: Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Zusätzlich muss Deutschland seine Emissionen bis 2030 um 65 Prozent mindern (im Vergleich zu 1990). 15 Prozent der Emissionen stammen aus dem Industriesektor. Maßnahmen, die Klimaauswirkungen von Unternehmen beeinflussen, rücken dadurch in den Fokus. Je nach Branche und Geschäftsmodell betragen Emissionen aus vor- und nachgelagerter Wertschöpfungskette oft mehr als 70 Prozent der Gesamtemissionen. Echter Klimaschutz kann demzufolge nur ganzheitlich erfolgen.
Footprint aus Messdaten
Effekte von Klimaschutzmaßnahmen und klimawirksames Handeln können aktuell lediglich historisch bewertet werden. Dabei gilt »Efficiency First«, die sauberste Kilowattstunde ist die, die gar nicht erst erzeugt wird. Eine reine Momentaufnahme, die auf einer historischen Bewertung beruht, ist nicht ausreichend, um die Klimaziele zu erreichen. Was Unternehmen brauchen, um maximale Klimaeffizienz zu erreichen, sind spezifische Echtzeitdaten entlang der gesamten Wertschöpfungskette. CS4I schafft Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette, indem Unternehmensdaten, IoT-Daten und weitere Einflussfaktoren auf der CS4I-Plattform gebündelt werden. Aus den Daten ermittelt CS4I einen produktscharfen »True Footprint«, der nicht auf Schätz-, sondern auf Messdaten basiert. So werden in einem Lösungsraum, der aus den Komponenten Klimaschutz, Unternehmensprozesse und Wirtschaftlichkeit besteht, die Auswirkungen von klimaschonenden Handlungsoptionen und Kompensationsmaßnahmen evaluiert.
Simulation durch Digitalen Zwilling des Unternehmens
Auf Basis der Datengrundlage kann die Klimaeffizienz in Echtzeit ausgewertet, prognostiziert, geplant und wirtschaftlich bewertet werden – und zwar noch vor der eigentlichen Produktion. Ermöglicht wird die Simulation durch den Digitalen Zwilling des Unternehmens, der im Rahmen des Forschungsprojekts zum Einsatz kommt. Kunden sind so in der Lage, verschiedene klimapositive Maßnahmen zu simulieren, die den True Footprint verändern können – immer unter der Betrachtung des ganzheitlichen Optimums.
Am Ende von CS4I steht der Prototyp der zukünftigen Plattformlösung. Die digitale IT-Plattform zeigt dann ganzheitlich, wie klimawirksam einzelne Optionen unternehmerischen Handelns sind. Ein offenes Plattformkonzept verbindet dazu Marktpartner, Konsumenten, Investoren und schafft übergreifende Transparenz. Eine optimale Integration in bestehende SAP-Landschaften und zukünftige S/4HANA-Umgebungen wird erreicht, sodass die CS4I-Plattform in der SAP Business Technology Plattform (BTP) realisiert wird.
Außerdem werden die wirtschaftlichen Auswirkungen des Handelns dargestellt, simuliert und prognostiziert. Damit schaffen die Wissenschaftler Entscheidungsmodelle, die den Unternehmen neue Ansätze zur Dekarbonisierung und Folgenabschätzung aufzeigen. Am Ende des Forschungsprojekts steht so ein »Minimum Viable Product«, das nah am Anwender ist und Unternehmen den Weg in eine klimaneutrale Zukunft ebnet
Ihr Ansprechpartner
Christian Schneider
Leiter des Forschungsteams Datengetriebene
Energiesystemoptimierung
Telefon +49 711 970-3640