Schon vor Industrie 4.0 digital

Quelle: Murrelektronik/Foto: Alexander Becher

Schon vor Industrie 4.0 digital

Der Begriff »Industrie 4.0« war noch gar nicht geprägt, als man bei Murrelektronik schon damit begann, die digitale Transformation in die Tat umzusetzen. Inspiration zu neuen digitalen Anwendungen und Produkten holt sich das Unternehmen bei der Lernreise Industrie 4.0 live.

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Schon 2012 hat Murrelektronik, ein international agierendes Familienunternehmen in der Automatisierungstechnik, intern die sogenannte »Traceability« eingeführt, also die Rückverfolgbarkeit des gesamten Produktionsprozesses. Jede einzelne Komponente wird seither erfasst und in Echtzeit über alle Fertigungsschritte hinweg im Blick behalten. Einerseits erhöht das die Transparenz gegenüber den Kunden. Anderseits hilft es Murrelektronik selbst, die Produktion zu verschlanken, weil unnötige oder ineffiziente Prozessschritte offengelegt werden.

Die Digitalisierung hat man bei Murrelektronik also von Anfang an als »Riesenchance« begriffen, wie es Geschäftsführer Stefan Grotzke ausdrückt. »Wir verstehen uns als kundenorientierter Problemlöser, der hilft, die Produktion wirtschaftlicher zu gestalten und so einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen«, so Grotzke weiter. Seit Jahrzehnten steckt Murrelektronik in vielen Produktionsanlagen, etwa in Form der Feldbussysteme und Steckverbinder, die das mittelständische Unternehmen herstellt.

Profil

Name: Murrelektronik GmbH
Produkte: Entwickler und Hersteller hochmoderner dezentraler Automatisierungstechnik für Maschinen und Anlagen. Das 1975 gegründete Unternehmen konzentriert sich auf vier Kernbereiche: Stromversorgung, Schnittstellen, Anschlussleitungen und IO-Systeme.
Sitz: Oppenweiler, Deutschland

Die Vision von der autonomen Auftragsabwicklung

Doch dank der Digitalen Transformation ist das Sortiment vor vier Jahren um weitere Produkte ergänzt worden. Murrelektronik bietet seinen Kunden seither ein Diagnosemodul und ein Cloud-Interface, mit denen auch alte Bestandsmaschinen nachgerüstet werden können. Dabei werden smarte Sensor- und Aktordaten sowie Störungs- und Diagnosemeldungen in Echtzeit in die Cloud übermittelt oder in das »Enterprise Resource Planning«-System (ERP-System) eingespeist. Das System ist damit die perfekte Schnittstelle in die Cloud, um Maschinen- und Anlagendaten intelligent zu nutzen, zum Beispiel zur punktgenauen Wartungs- und Instandhaltungsplanung. Dieses sogenannte »Predictive Maintenance« reduziert einerseits teure Ausfallzeiten. Andererseits verhindert es, dass Verschleißteile vorsorglich ausgetauscht werden, obwohl sie noch eine ganze Weile lang halten würden.

Intern verfolgt Grotzke die Vision von der durchgängigen autonomen Auftragsabwicklung, die er bis in ein paar Jahren umgesetzt haben möchte. Dann soll es möglich sein, dass ein Kunde seine Ware online konfiguriert und bestellt. Innerhalb von Sekunden soll dann automatisch der entsprechende Auftrag samt Stückliste und Kostenkalkulation erstellt werden und sogleich in Produktion gehen – ganz ohne Papier und menschliches Zutun. Verwirklicht ist davon beispielsweise eine Auftragsfeinsteuerung in Echtzeit: »Immer wenn sich ein Artikel plötzlich schlechter verkauft, werden die entsprechenden Fertigungsaufträge automatisch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Umgekehrt ziehen wir Aufträge vor, wenn wir merken, dass ein Produkt so stark nachgefragt wird, dass der Lagerbestand zur Neige geht«, erklärt Grotzke.

Ein Netzwerk von Gleichgesinnten

Produktion bei Murrelektronik
Durchgängige Transparenz durch Digitalisierung in der Elektronikfertigung. (Quelle: Murrelektronik/Foto: Alexander Becher)

Seine Begeisterung für die digitalisierte Produktion gibt Grotzke in Pilotprojekten an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter. »Wenn sie selbst sehen, welchen Nutzen die Digitalisierung hat und wie sie ihre Arbeit erleichtert, weckt das die Lust auf Veränderung«, berichtet er. Inspiration und Ansporn vermittelt den Unternehmensangehörigen die Lernreise Industrie 4.0 live. Dort entdecken sie die Best Practice-Lösungen anderer Unternehmen und kommen mit den Verantwortlichen in Kontakt. »Es bildet sich ein Netzwerk von Gleichgesinnten, in dem man gegenseitig unterstützt«, beobachtet Grotzke.

Auch privat möchte der Geschäftsführer von Murrelektronik die Errungenschaften der Digitalisierung nicht mehr missen. Seien es die Smart Home-Anwendungen bei ihm zuhause, die Podcasts und Steamingdienste, die er in seiner Freizeit nutzt, das Navigationsgerät in seinem Auto oder die digitale Schaltung an seinem Rennrad. Andererseits blättert Grotzke immer noch gerne in Büchern und liest morgens eine gedruckte Tageszeitung. Und auch das Einkaufserlebnis in der Fußgängerzone, die Begegnungen mit Menschen in einer realen Umgebung weiß er zu schätzen.

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