Sebastian Ritz, CEO Edge & Cloud bei German Edge Cloud, hat schon mehrere IT Start-ups gegründet und hatte CIO- und CTO-Positionen inne – unter anderem bei Xchanging Ltd, einem internationalen BPO-Unternehmen, für das er auch längere Zeit in Asien für Neugründungen und IT-Innovation zuständig war. (Quelle: German Edge Cloud)
Effizienz in Echtzeit
German Edge Cloud macht aus Daten Informationen und schließlich Optimierungsstrategien. Mit der Digitalisierung und Wertschöpfung durch Massendaten schafft das Unternehmen aus Eschborn die Voraussetzung für eine zukunftsfähige Produktion.
Eine Produktion konsequent nach Industrie-4.0-Maßstäben: Nichts Geringeres als das ist die Mission des Rittal-Werks in Haiger. Die »Industrie-4.0-Fabrik« wird die Produktionsstätte des führenden Schaltschrankherstellers aus Hessen auch genannt. 250 vernetzte Hightech-Maschinen und Anlagen sowie 20 fahrerlose Transportsysteme (FTS) produzieren hier Massendaten.
Nahezu echtzeitfähig Produktionsprozesse anhand dieser Daten zu steuern, stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Hier kommen Lösungen des ebenfalls zur Friedhelm Loh Group gehörenden Schwesterunternehmens German Edge Cloud (GEC) zum Einsatz: GEC liefert die Edge-Computing-Technologien zur Nutzung und Verarbeitung der Datenmassen – immerhin 18 Terabyte pro Tag in der Industrie-4.0-Fabrik. »Vor drei Jahren hat Rittal diese neue Fabrik gebaut. Eine wunderbare Situation – denn wir von GEC führten dort industrielles Edge Computing wertschöpfend ein. Unsere Lernkurve war steil! Das Werk in Haiger war unser erster Showcase«, beschreibt Sebastian Ritz, Geschäftsführer GEC, die Anfänge des jungen Start-ups. »Wir haben sozusagen die Fabrik ›debuggt‹: Warum ist die Durchlaufzeit nicht wie geplant? Warum kommt es zu Stillständen? Warum blockieren sich die FTS? Mit digitalen Werkzeugen lassen sich diese Fragen beantworten.«
Profil
Name: German Edge Cloud
Profil: Entwickler und Service-Integrator für innovative industrielle Edge- und Cloud-Lösungen, die Daten in vernetzten Umgebungen schnell, einfach und sicher verfügbar machen. Das 2020 fusionierte Start-up gehört zur Friedhelm Loh Group und setzt seine Lösungen unter anderem im Industrie-4.0-Werk des Schwesterunternehmens Rittal in Haiger ein.
Sitz: Eschborn, Deutschland
Die Daten-Evolution: Von der Information zur Effizienzsteigerung
Mithilfe der GEC-Lösungen werden alle Produktionsdaten zur stetigen Optimierung genutzt, Live-Visualisierungen aller wichtigen Kennzahlen, wie beispielsweise der Produktionsfortschritt in Stückzahlen, sorgen für Transparenz und machen schnelles Reagieren bei Störungen möglich. Ritz erklärt die Kernkompetenz von GEC: »Industrielles Edge Computing basiert auf Massendaten. Wir helfen, diese Daten zu gewinnen und dann daraus Rückschlüsse zu ziehen, wie man die Produktion oder die Produktionslinie noch effizienter machen kann.« Dazu werden die Daten direkt vor Ort verarbeitet. »Mit Edge-Computing bringen wir die ganze moderne IT-Technologie, die man von der Cloud kennt, auf den Shopfloor.« Das ist besonders dann wichtig, wenn riesige Datenmengen in Echtzeit verarbeitet werden sollen.
Ein weiterer Vorteil von Edge Computing: Datensouveränität. Für Ritz ist der Einfluss auf die eigene Datennutzung ein Kernthema für Industrie 4.0: Je wertvoller Daten werden, umso eher komme es zum Datenaustausch entlang der Wertschöpfungskette mit Partnern und Kunden – meistens über die Cloud. »Es ist wichtig, dass die Daten am Anfang in der Edge gesammelt werden, damit man noch die Kontrolle darüber hat, welche Daten das Unternehmen verlassen. Unsere Edge ist datensouverän: Ohne Einwilligung des Fabrikbetreibers verlassen die Daten die Edge nicht.«
»Einfach mal machen«
GEC ist assoziierter Partner des Forschungsprojekts »FabOS – offenes, verteiltes, echtzeitfähiges, sicheres Betriebssystem für die Produktion«, dessen Leitung beim Fraunhofer IPA liegt. Auch dort geht es unter anderem um Datensouveränität. »Produzierende Unternehmen brauchen dringend datensouveräne Betriebssysteme, die Echtzeitdatenverarbeitung ermöglichen, und das auch noch verteilt«, so Ritz.
Was er an Kooperationen mit Fraunhofer schätzt? »Neue Themen muss man einfach mal machen, einfach mal ausprobieren. Bei der Zusammenarbeit mit Fraunhofer tun wir das. Wir entwickeln neue Ideen, gewinnen praktische Erkenntnisse und setzen Lösungen in der Anwendung um«, so Ritz. Fraunhofer biete dafür eine sehr gute Infrastruktur: Vom Konzept über die Erprobung in Labs bis hin zur Kommerzialisierung. »Wir arbeiten mit sehr vielen Fraunhofer-Instituten zusammen und ich muss sagen, das ist immer eine gewinnbringende Zusammenarbeit.«
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