Beim Festschrauben von Bauteilen überkopf hilft ein Exoskelett, die Muskulatur zu entlasten und Folgeschäden zu vermeiden. (Quelle: Fraunhofer IPA, Rainer Bez)
Der Exoskelett-Oktober
Eine Fachkonferenz, eine Messe und ein weltweit einzigartiges Experiment: Der kommende Oktober steht ganz im Zeichen der Exoskelette. Wer mehr über diese tragbaren Roboter erfahren möchte und den Austausch mit Fachleuten sucht, sollte diese drei Termine wahrnehmen.
Veröffentlicht am 2.9.2021
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Industrielle Exoskelette sind faszinierende neue Systeme. Sie haben das Potenzial vor übermäßiger körperlicher Belastung zu schützen, Krankheitstage zu reduzieren, die Arbeitsqualität zu verbessern sowie die Zufriedenheit und die Lebensqualität der Arbeitenden zu steigern. Gleich drei Events im kommenden Oktober beflügeln den Austausch über und den Mehrwert der Krankheitsprävention mit Exoskeletten:
- Von 5. bis 7. Oktober findet die Exoskelett-Konferenz WearRAcon Europe statt. Um diesen Fachkongress auszutragen, ist das Fraunhofer IPA eine Kooperation mit dem Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Universität Stuttgart sowie der Messe Düsseldorf eingegangen.
- Im Rahmen der WearRAcon Europe wird das Exoworkathlon-Experiment durchgeführt.
- Von 26. bis 29. Oktober findet in Düsseldorf auf der Weltleitmesse für Arbeitsschutz »A+A« die Robotics World mit Self Experience Space und einer Fortsetzung des Exoworkathlon statt.
Exoworkathlon 2021
Das Fraunhofer IPA mit der größten Exoskelett-Forschungsgruppe in Deutschland und seiner Ergonomie-Expertise für schwere körperliche Arbeit gestaltet mit dem IFF und dem Weltexoskelettverband »Wearable Robotics Association« (WearRA) erstmals das Anwendungsexperiment Exoworkathlon. Es soll mit nachgestellten Anwendungsfällen die Potenziale industrieller Exoskelette aufzeigen. Dabei werden verschiedene Tätigkeiten mit rumpf- und oberkörperunterstützenden Exoskeletten abgebildet, um Daten zur Nutzerakzeptanz, Ergonomie, Metabolik und Produktionsqualität zu erheben und zu diskutieren.
Neben dem Expertenteam um Urs Schneider und Professor Thomas Bauernhansl (Fraunhofer IPA), Jörg Siegert (IFF) sowie Ralph Hensel-Unger, Ergonomie-Experte bei Audi, sind Lehrer und Auszubildende der Wilhelm-Maybach-Berufsschule Stuttgart am Exoworkathlon beteiligt. Dazu kommen Expertinnen und Experten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund, des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung in St. Augustin sowie die Planer der weltgrößten Arbeitsschutz-Messe A+A in Düsseldorf.
Für diese erste Ausgabe des Exoworkathlon wurden vier Parcours entwickelt:
- Parcours 1 bildet die rückenbelastenden Arbeitsprozesse aus dem Bereich Logistik ab.
- Parcours 2 umfasst Montagetätigkeiten in Überkopfposition, welche insbesondere für die oberen Extremitäten sehr beanspruchend sind.
- Parcours 3 stellt Arbeitsabläufe aus dem Schweißer-Beruf nach mit dem Fokus auf realen Abläufen in Zwangsposition, aus welchen eine extreme Belastung der oberen Extremitäten resultiert.
- Parcours 4 umfasst Gruppenarbeiten bei Holzbauaktivitäten, bei denen zwei Personen gemeinsam Holzbalken und -leisten in Überkopfhöhe montieren.
Im Fokus steht die Gesunderhaltung und Sensibilisierung junger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Daher durchlaufen Auszubildenden mit und ohne Exoskelett die Parcours. Exoskelette von German Bionic Systems, Ottobock und HUNIC aus Deutschland, RB3D aus Frankreich, Leviate aus den USA und Skelex aus den Niederlanden kommen dabei zum Einsatz.
WearRAcon Europe Virtual Conference 2021
Wer dieses Experiment live mitverfolgen möchte, kann von 5. bis 7. Oktober 2021 an der WearRAcon Europe Virtual Conference teilnehmen, am heimischen Bildschirm beobachten, wie die Berufsschülerinnen und -schüler mit und ohne Exoskelett die Parcours meistern und die Ergebnisse mit Expertinnen und Experten diskutieren. An drei Konferenztagen stehen neben Live-Berichten vom Exoworkathlon diverse Aspekte industrieller Exoskelette auf dem Programm: Benchmarking-Systeme, Akzeptanzfaktoren, neue Technologien sowie die neuesten Erkenntnisse aus der Biomechanik und der Forschung im Exzellenzcluster »Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur« (IntCDC) an der Universität Stuttgart. Die Keynote hält Professor Michiel de Looze von der Niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO). Sein Thema: »Reducing the barriers for implementation of exoskeletons in practice«. Tagungsleiter ist Urs Schneider, Leiter der Abteilung Biomechatronische Systeme am Fraunhofer IPA.
»RoboticsPark« – Exoskelette live erleben auf der A+A 2021
Auf der Fachmesse A+A 2021 in Düsseldorf sind im Self Experience Space, einer Sonderfläche des Robotics Park in Halle 10, neben dem Fraunhofer IPA und dem IFF auch diverse Hersteller von Exoskeletten mit Ständen vertreten. Die Messebesucherinnen und -besucher können dort selbst erleben, wie diese Technologien bei körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten oder in unergonomischen Positionen unterstützen können.
Ein weiteres Highlight ist die Fortsetzung des Exoworkathlon. In der Versuchsanordnung wird ein Parcours aufgebaut, den Auszubildende sowie Technikerschülerinnen und -schüler einmal mit und einmal ohne Exoskelett durchlaufen. Zudem findet am 27. Oktober um 10:40 Uhr eine Podiumsdiskussion mit dem Arbeitsschutzexperten Professor Martin Schmauder von der Technischen Universität Dresden und dem Exoskelett-Experten Professor Robert Weidner von der Universität Innsbruck statt.
Ihre Ansprechpartner
Dr. med. Urs Schneider
Leiter der Abteilung Biomechatronische Systeme
Telefon: +49 711 970-3630
M.Sc. Verena Kopp
Mitarbeiterin der Gruppe Angewandte Biomechanik
Telefon: +49 711 970-3658
M.Sc. Marco Schalk
Mitarbeiter der Gruppe Angewandte Biomechanik
Telefon: +49 711 970-1577