Quelle: Vesela Stanoeva
Die Biointelligenz-Maschine
Der Stuttgarter Technologie- und Innovationscampus hat im Oktober ein weiteres Forschungs- und Transferzentrum hinzu bekommen: Das Zentrum für Biointelligente Wertschöpfung (»The Biointelligence Engine«) unterstützt Unternehmen dabei, Biologie, Technik und Informatik miteinander zu verbinden.
Im Zentrum für Biointelligente Wertschöpfung arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der beiden der Fraunhofer-Institute IPA und IGB sowie der Universitäten Stuttgart und Hohenheim zusammen. Sie helfen den Unternehmen, Potenziale zu erkennen, Konzepte zu entwickeln und geförderte Projekte umzusetzen. So wird Biointelligenz zur konkreten Lösung für reale Herausforderungen.
»Mit dem Zentrum entsteht eine zentrale Anlaufstelle für alle Akteure, die sich mit biointelligenten Technologien in Baden-Württemberg beschäftigen. Mit diesem Innovationsökosystem unterstützen wir die Entwicklung neuer Technologien, erschließen neue Märkte und leisten so einen Beitrag für zusätzliche Wertschöpfung«, so Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg, bei der Eröffnung des Zentrums auf dem Biointelligence Summit am 7. Oktober 2025.
So unterstützt die Biointelligence Engine in der Praxis …
Das S-TEC Zentrum wird ein Innovations-Ökosystem schaffen, das zur nachhaltigen Transformation der Industrie beiträgt. Dabei bringt es die biointelligente Wertschöpfung durch die Konvergenz von Bio-, Hard- und Software in die Praxis. Innovative Ideen aus der Forschung werden gemeinsam mit Unternehmen und Start-ups aus den Bereichen Life Sciences & Ernährung, AgriTech & FoodTech, Prozessindustrie, Fertigungsindustrie sowie IT & Automatisierung weiterentwickelt und umgesetzt.
… mit unterschiedlichen Formaten
»Das ist einigermaßen komplex«, so der Verantwortliche des neuen Zentrums am Fraunhofer IPA, Yannick Baumgarten. »Wir haben dafür ganz unterschiedliche Projektformate entwickelt: Mit sogenannten Quick Checks, Exploring Projects und Feasibility Studies werden wir jedem interessierten Unternehmen das passende Angebot machen können. Mit einem umfassenden Transferprogramm – etwa einer Summer School, Ringvorlesungen, Innovationspraktika, Cluster-Workshop-Reihen, dem Biointelligenz-Kongress sowie weiteren Networking Events – wollen wir außerdem die Biointelligenz in der Ausbildung verankern und zugleich Politik sowie Entscheidungsträger sensibilisieren«, so Baumgarten weiter.
Was Biointelligenz für verschiedene Branchen bedeutet
Biointelligente Ansätze eröffnen neue Perspektiven für vielfältige Branchen. Die spezifischen Herausforderungen jeder Branche werden im Zentrum mit biointelligenten Prinzipien und Technologien adressiert – von den Life Sciences über die Prozessindustrie bis hin zur Fertigungsindustrie und IT.
Life Science & Ernährung
Hoher Innovationsdruck, steigende Anforderungen und komplexe Zulassungsprozesse – die Biointelligenz eröffnet etwa im Bereich Pharmazie oder Lebensmittel ganz neue Wege für die Produktentwicklung und die Produktion. Die Forschungsteams fragen dabei:
Die Transferprojekte im Überblick
Quick Check
Mit Quick Checks kann man rasch herausfinden, wie ein bestimmtes Unternehmen von Biointelligenz profitieren kann. Mit nur einem oder zwei Workshops können innerhalb weniger Wochen erste Antworten gegeben werden. Gemeinsam werden strategische Chancen und technologische Herausforderungen analysiert und konkrete Handlungsempfehlungen sowie erste Lösungsideen entwickelt. Es entsteht eine klare Roadmap für die nächsten Schritte.
Exploring Project
Exploring Projects gehen einen Schritt weiter: die Unternehmen werden dabei begleitet, Biointelligenz gezielt in ihre Strategie und Technologieentwicklung einzubinden. Dabei entstehen zukunftsfähige Geschäftsmodelle und innovative Konzepte für Prototypen. Der Anspruch ist, dass maßgeschneiderte Ergebnisse sowohl auf Management- als auch auf Technologieebene überzeugen.
Feasibility Study
Für diejenigen, die es ganz genau wissen wollen, ist die Feasibility Study gedacht. Sie beantwortet die konkrete Frage, ob eine angedachte biointelligente Lösung technologisch machbar ist. Innerhalb von bis zu neun Monaten, das versprechen die Zentrumsverantwortlichen, werden entsprechende Prototypen oder Demonstratoren entwickelt und eine fundierte Validierung einer Technologie geliefert. »Das reduziert Investitionsrisiken und schafft die Basis für eine erfolgreiche industrielle Umsetzung«, so Yannick Baumgarten.
- Wie können Automatisierung und Robotik kosteneffiziente und flexible Produktionsinfrastrukturen ermöglichen?
- Wie lassen sich Prozesse durch Inline-Sensorik, Monitoring-Systeme und Process Analytical Technologies (PAT) effizient steuern?
- Wie können biotechnologische Lösungen schneller entwickelt und zielgerichtet angewendet werden?
- Welche Optimierungspotenziale ergeben sich durch KI, Digital Twinning, Modellierung und Simulation?
- Welche ökonomischen und ökologischen Chancen bietet die biointelligente Produktion?
AgriTech & FoodTech
Auch auf dem Weg zwischen Feld und Fabrik schaffen biointelligente Verfahren nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Themen, die hier zu adressieren sind, können lauten:
- Wie tragen effiziente Bio- und Trägermaterialien für Lebensmittel-3D-Druckverfahren zu nachhaltigen und kosteneffektiven Produktionsprozessen bei?
- Wie kann der Einsatz dynamischer Digitaler Zwillinge die Qualitätssicherung von Lebensmitteln verbessern?
- Wie lässt sich die Resilienz und Nachhaltigkeit der Ernährung durch Biomarker und präzise Fermentationstechniken steigern?
- Welche Potenziale bieten maßgeschneiderte Sensorik und KI-basierte Bilderkennung für neue Geschäftsfelder?
- Wie erhöht biointelligente Agrartechnik Effizienz und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft?
Prozessindustrie
Fragile Lieferketten, hohe Energiepreise und wachsende Regulatorik bestimmen diese Branche: Mit Biointelligenz lassen sich Verfahren, die Stoffe und Materialien in chemischen, physikalischen, biologischen oder anderen technischen Prozessen verarbeiten, ressourcenschonender gestalten.
- Was ist Biointelligenz und welche Potenziale ergeben sich für die Prozessindustrie?
- Wie lassen sich biologische Alternativen in Produktionsprozesse integrieren, um Effizienz und Nachhaltigkeit zu steigern?
- Welche Möglichkeiten bieten biointelligente Prozesse für Nachhaltigkeit und Zirkularität?
- Wie können neue Geschäftsmodelle durch Biointelligenz entstehen und welche Kompetenzen sind dafür nötig?
Fertigungsindustrie
Der deutsche Maschinenbau oder allgemeiner, die Fertigungsindustrie in Europa, hat ohne anpassungsfähige Systeme, neue Werkstoffe und eine hocheffiziente Produktion keine wirkliche Zukunft: Biointelligenz unterstützt die Transformation zu einer resilienten, zukunftsfähigen Produktion – auch hierzulande. Die Teams beantworten mit ihrer Forschung Fragen wie:
- Was bedeutet Biointelligenz für innovative Produkte und Prozesse?
- Wie können biointelligente Ansätze Produkte und Prozesse revolutionieren?
- Welche neuen Geschäftsmodelle und Strategien entstehen durch Biointelligenz?
IT & Automatisierung
KI, Sensorik und Digitale Zwillinge ermöglichen auch im Bereich der IT und Automatisierung neue biointelligente Anwendungen – als Produkt, Dienstleistung oder integraler Bestandteil von Produktionsprozessen. Die hier gestellten Fragen lauten u.a.:
- Was sind die Chancen und Potenziale von Biointelligenz in digitalen Lösungen?
- Wie können digitale Technologien Produkte und Prozesse in den Life Sciences biointelligent machen?
- Welche neuen Geschäftsmodelle und Kompetenzen entstehen durch biointelligente IT-Lösungen?
Förderung
Das S-TEC Zentrum für Biointelligente Wertschöpfung wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg mit knapp neun Millionen Euro aus Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert und hat eine Laufzeit bis Dezember 2027.
Biointelligenz, die international leuchtet
Das Zentrum für Biointelligente Wertschöpfung soll ein Leuchtturm sein, der Baden-Württemberg und seine Unternehmen national und international als Vorreiter für biointelligente Technologien positioniert und damit die nachhaltige industrielle Transformation vorantreibt.
Bewerbungsphase für Transferprojekte läuft
Für Unternehmen, die heute an den Lösungen von morgen arbeiten, sind Bewerbungen ab sofort möglich! Interessierte schlagen eine Idee und eine Ansprechperson für die Umsetzung einer Innovation im eigenen Unternehmen vor und reichen sie bei der Zentrumsleitung ein. Sie werden dann bei der Auswahl eines geeigneten Formats und der individuellen Bewerbung unterstützt.
Ihr Ansprechpartner
Yannick Baumgarten
Leiter des Zentrums für Biointelligente Wertschöpfung
Telefon: +49 711 970-1957
