Deutschland-Premiere: Das European Robotics Forum fand Ende März in der Stuttgarter Liederhalle statt und locke 1500 Besucherinnen und Besucher an. (Quelle: Visual Outcasts)
Meldungen 2/2025: Quantencomputing schreitet fort und beim ERF gab’s einen Besucherrekord
Ein Besucherrekord beim European Robotics Forum (ERF), zwei neue Whitepaper und eine Studie sowie Fortschritte beim Quantencomputing. Gesammelte Meldungen aus dem Fraunhofer IPA für den schnellen Überblick.
European Robotics Forum: Besucherrekord, TV-Berichte und Strahlkraft für das Fraunhofer IPA
Die Deutschland-Premiere des European Robotics Forum (ERF) von 25. bis 27. März 2025 in der Stuttgarter Liederhalle war mit über 1500 Gästen ein Erfolg. Es brachte Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammen und präsentierte neueste Fortschritte und Innovationen rund um Robotik und Künstliche Intelligenz.
Die intensive Zusammenarbeit der Kooperationspartner vor Ort mit dem europäischen Robotikverband euRobotics für das ERF hat maßgebliche Impulse für eine starke Robotik in der Region und in Baden-Württemberg sowie national und auf europäischer Ebene gesetzt. Zu den Kooperationspartnern gehörten das Fraunhofer IPA mit Werner Kraus als General Chair des ERF, das Fraunhofer IAO, Cyber Valley und die Universität Stuttgart sowie die weiteren Partner Stadt Stuttgart, Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg.
Highlights der Veranstaltung waren unter anderem:
- Zahlreiche Keynotes und Präsentationen von führenden Persönlichkeiten, die Themen wie KI-Integration, autonome Systeme und ethische Überlegungen in der Robotik behandelten. Zudem überreichte die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut ein Positionspapier zur Robotik in dem Bundesland an die Direktorin des EU AI Office Lucilla Sioli.
- Die Teilnehmenden hatten vielfältig Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen, Einblicke zu teilen und mögliche Kooperationen anzubahnen.
- Mehr als 55 Workshops und mehrere Podiumsdiskussionen boten praktische Erfahrungen und tiefgehende Diskussionen über aktuelle Herausforderungen der Robotik. In den Workshops wurden rund 350 Präsentationen gehalten.
- Der mit 75 Ausstellern komplett ausverkaufte Ausstellungsbereich präsentierte die neuesten robotischen Technologien und Lösungen verschiedener Unternehmen und Forschungseinrichtungen, sodass Innovationen aus erster Hand erlebbar wurden. Rund ein Drittel der Aussteller kam direkt aus Baden-Württemberg.
- Sehr erfolgreich war auch das Vorprogramm am 24. März: An diesem Tag stand die Ausstellung allen Interessierten kostenfrei offen. Im Rahmen des »Public Engagement« gab es Workshops sowie eine Podiumsdiskussion, bei der sich Interessierte ohne Vorkenntnisse über Fragen zur Robotik austauschen konnten.
Wer das ERF nicht selbst besuchen konnte oder die Eindrücke noch einmal Revue passieren lassen möchte, der hat auch dank einer umfangreichen medialen Resonanz mehrfach Gelegenheit dazu: Die Webseite des European Robotics Forum 2025 bietet Video- und Bildmaterial sortiert nach Tagen. Daneben gab es eine Berichterstattung über das ERF auf Youtube und in verschiedenen Fernsehsendern:
- im »Morgenmagazin« von ARD und ZDF,
- in den heute-Nachrichten des ZDF,
- in der SWR-Landesschau und
- in den Nachrichten von Regio TV (ab Minute 3:50).
euRobotics hat das European Robotics Forum vor 15 Jahren ins Leben gerufen. Nächstmals findet die Konferenz von 23. bis 26. März 2026 im norwegischen Stavanger statt.
Studie: Sind humanoide Roboter ein Gamechanger oder Irrweg?
In einer Studie untersucht ein Forschungsteam vom KI-Fortschrittszentrum »Lernende Systeme und Kognitive Robotik« den aktuellen Stand und die Zukunftsperspektiven humanoider Roboter in der Industrie. Trotz intensiver Medienberichterstattung über neue Modelle und Investitionen sind praktische Anwendungen noch rar. Die Studie, für die über 100 Fachleute befragt wurden, identifiziert Materialtransport, Maschinenbeladung und das Greifen komplexer Objekte als vielversprechende Einsatzmöglichkeiten.
Die größte Herausforderung bleibt nach Ansicht des Autorenteams um Simon Schmidt, Joshua Beck, Lasse Höltge, Alexandra Huber und Ramez Awad die funktionale Sicherheit, die noch unzureichend geklärt ist. Zudem sind wirtschaftliche Fragestellungen und unrealistische Erwartungen Hürden für den Einsatz. Die Studie empfiehlt unter anderem die Entwicklung von Sicherheitsfunktionen und rechtlichen Evaluierungen.

Die Dekarbonisierung der Schwerindustrie
Bergbau, Stahlwerke, Zementhersteller, Chemiekonzerne oder Raffinerien – sie alle brauchen Unmengen Energie, die oft noch aus fossilen Quellen stammt. Die Schwerindustrie ist derzeit für 20 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Wie sie ihren CO2-Fußabdruck bis hin zur Netto-Null senken kann, zeigen das Fraunhofer IPA und ABB Motion in dem gemeinsamen Whitepaper »Your route from A to Zero. A guide to cutting emissions in five hard-to-abate sectors«. Darin beleuchtet das Autorenteam praktikable Lösungen wie die Elektrifizierung sowie den Einsatz von energieeffizienten Technologien und alternativen Brennstoffen.
Chris Poynter, Abteilungsleiter Systemantriebe bei ABB Motion, sagt, der Weg zur Netto-Null sei mehr als ein Umweltziel. Er sei eine strategische Entscheidung. »Die Dekarbonisierung der Industrie treibt die Effizienz voran, senkt die Kosten und sorgt dafür, das Unternehmen bei nachhaltigen Innovationen einen Spitzenplatz belegen«, so Poynter.

Whitepaper: Deutsche Maschinenbauer brauchen moderne Lackieranlagen
Deutsche Maschinenbauer betreiben oft völlig veraltete Lackieranlagen oder machen sich von externen Dienstleistern abhängig. Um Flexibilität, Effizienz und Resilienz zu steigern, sollte die Branche in zukunftsfähige Anlagen investieren, wie Experten vom Fraunhofer IPA im Whitepaper »Zukunftsfähig Lackieren im Maschinenbau« raten. Darin legen die Autoren nicht nur ausführlich dar, welche Vorteile eine vorausschauend geplante Inhouse-Lackieranlage bietet, sondern zeigen auch, auf welche Kompetenzen es dabei ankommt.
»Lackieranlagen sind häufig 30 Jahre lang in Betrieb. Man muss also nicht nur den aktuellen Stand der Technik genau kennen, sondern auch abschätzen können, welche neuen Verfahren und Materialien in Zukunft kommen«, sagt Volker Wegmann, Geschäftssegmentleiter Prüftechnik und Lackierprozessentwicklung am Fraunhofer IPA und einer der Autoren des Whitepapers. Dennoch sei eine zukunftsfähige Lackieranlage kein unlösbares Problem und wer auf Nummer sicher gehen wolle, könne sich ja Hilfe holen.

Fraunhofer IPA treibt Forschung zum Quantencomputing voran
Im ersten Quartal dieses Jahres konnte das Forschungsteam Quantencomputing unter der Leitung von Marco Roth wichtige Fortschritte präsentieren.
So stellte das Team im Rahmen des Forschungsprojekts »autoQML« die gleichnamige Open-Source-Software vor. In Zusammenarbeit mit sieben Industriepartnern haben die beiden Fraunhofer-Institute IPA und IAO die Software entwickelt, die Quantencomputing mit Maschinellem Lernen verknüpft. autoQML ermöglicht es Unternehmen, Quanten-Machine-Learning-Algorithmen ohne tiefgehendes Fachwissen einzusetzen, was den Implementierungsaufwand signifikant reduziert. Dies ist wichtig, da sich viele Unternehmen mit einem Mangel an Fachkräften für das Maschinelle Lernen konfrontiert sehen. Die Software erweitert das Konzept des automatisierten Maschinellen Lernens (AutoML) um neu entwickelte Quanten-ML-Algorithmen. Eine Benchmarking-Studie hat gezeigt, dass die automatisierten Lösungen der autoQML-Software mindestens genauso gut abschneiden wie die besten manuell gefundenen klassischen und quantischen Methoden. Dies eröffnet Entwicklern die Möglichkeit, mit ihren eigenen Anwendungsfällen zu experimentieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig zu steigern.

Außerdem hat das Fraunhofer IPA gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO und dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart das neue Forschungs-Lab »flaQship« gegründet. Das interdisziplinäre Labor widmet sich der anwendungsorientierten Forschung zum Quantencomputing und hat das Ziel, diese Schlüsseltechnologie in der Industrie nutzbar zu machen. Das flaQship agiert als zentrale Anlaufstelle für Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und soll die florierende Forschungslandschaft in Stuttgart und Heilbronn weiter stärken. Ein wichtiger Aspekt der Aktivitäten in diesem Jahr ist die enge Zusammenarbeit mit den Fraunhofer Heilbronn Forschungs- und Innovationszentren, insbesondere für anwendungsorientierte Quanten-KI. Um die internationale Zusammenarbeit zu fördern, organisiert das flaQship in Kooperation mit der University of Waterloo das Symposium »Machine Learning to Advance Quantum Technologies (ML4QT)«, das am 7. und 8. Juli 2025 in Heilbronn stattfindet.
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Mitarbeiterin des Forschungsbereichs Automatisierung und Robotik
Telefon: +49 711 970-3874
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