Quelle: Fraunhofer IPA/Foto: Heike Quosdorf
Themen aus anderen Perspektiven betrachten
Die Transformation der Automobilindustrie trifft die Zulieferer besonders hart. Sie müssen die Digitalisierung vorantreiben, ihre Prozesse umstellen und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Petra Foith-Förster, Geschäftsfeldleiterin Automotive, sagt, was Zulieferer tun sollten und wie das Fraunhofer IPA ihnen dabei helfen kann.
Frau Foith-Förster, die Transformation der Automobilindustrie ist in vollem Gange. Der Wandel zu einem neuen Design auf Basis elektrischer Antriebe mit mehrheitlich digitalen Services beschleunigt die Bedarfe an neue, datengetriebene Dienstleistungen über den gesamten Herstellungszyklus eines Fahrzeugs, um nur ein Beispiel zu nennen. Wie kann das Fraunhofer IPA dabei unterstützen, Produzenten, Zulieferer und Branchendienstleister zukunftsfit zu machen?
Unser Institut bietet neben seiner sehr diversen thematischen Aufstellung eine hohe Branchenkompetenz im Automotive-Bereich. Durch langjährige Projektarbeit mit OEMs und Zulieferern der Branche, auch am Forschungscampus ARENA2036, sind die branchenspezifischen Herausforderungen bekannt. Andererseits arbeiten wir schon seit Jahren an Themen, die die Industrie erst jetzt in die Umsetzung bringt: beispielsweise an der Smart Factory, an End-to-End-Prozessketten, an der Flexibilisierung von Produktionsstrukturen und der intelligenten Automatisierung. Das sind unsere Kernforschungsthemen. Entsprechende Kompetenzen haben wir aufgebaut.
Wo erwarten Sie die größten Änderungen für die Zuliefererindustrie? Trifft sie der Strukturwandel in gleichem Maße wie die OEMs? Mit welchen Strategien können sich Lieferanten anpassen?
Die Zuliefererindustrie trifft es in mehrfacher Hinsicht. Die Elektrifzierung des Antriebsstrangs führt bei vielen Unternehmen dazu, dass ihr Produktspektrum weniger stark abgefragt wird und ihre Geschäftsmodelle wegbrechen. Gleichzeitig müssen sie ihre eigenen Geschäftsprozesse im Zuge der Digitalisierung umstellen, auch um weiterhin anschlussfähig an ihre Automobilkunden zu sein. Entsprechend Hand in Hand sollten Digitalisierungsstrategien und neue Geschäftsmodelle entwickelt werden. Zur Befähigung der Digitalisierung müssen Cloud-IT-Infrastrukturen etabliert werden. Im Zuge der Geschäftsmodellentwicklung bietet es sich an, vorhandene Kompetenzen und Technologien auf ihre Eignung für andere Branchen und Produktlösung zu analysieren. Das ist häufig möglich, den Unternehmen jedoch nicht immer bekannt. Zu guter Letzt muss sich dieser Change-Prozess auch in der Organisationsstruktur widerspiegeln. Wird der Formenbauer zum Lohnfertiger, so ist dies eben nicht nur eine technische, sondern auch eine organisatorische Fragestellung.
Die aktuelle Webinarreihe »#Keepthepace – Game-Changer der Automobilproduktion« zeigt die ganze Bandbreite an Themen des Fraunhofer IPA auf. Welche Themen kommen bei den Kunden am besten an? Was erwartet die Teilnehmenden im Herbst 2021?
Die Webinarreihe zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen gemeinsam ein Thema beleuchten und klassische Lösungsansätze mit Ansätzen anderer Disziplinen kombinieren. Das ist es auch, was die Webinarreihe für die Kunden interessant macht. Wir haben schon häufiger die Rückmeldung bekommen: »Aus dieser Perspektive habe ich dieses Thema noch nie betrachtet«. Auch im Herbst gibt es spannende Themen: Wir werden uns der Planung und technischen Umsetzung der Matrixproduktion widmen und uns die Robotik für die Handhabung und die Herstellung von Elektronikkomponenten vornehmen. Gegen Ende des Jahres gibt es vielleicht noch eine Session, in der wir Ansätze zeigen, wie Beschaffungskrisen besser bewältigt werden können.
Ihre Ansprechpartnerin
Dipl.-Ing. Petra Foith-Förster
Geschäftsfeldleitung Automotive
Telefon: +49 711 970-1978